Schutzfaktoren in der kindlichen Entwicklung

Immer wieder können Fachkräfte feststellen, dass manche Kinder sich sehr gut entwickeln, obwohl sie unter sehr schwierigen Umständen aufwachsen. Die Resilienzforschung ist diesem Phänomen nachgegangen. Sie hat in den letzten Jahren untersucht, was dazu führen kann, dass Kinder, die unter risikoreichen Bedingungen aufwachsen, sich trotz aller Widrigkeiten zu selbständigen, optimistischen und erfolgreichen jungen Erwachsenen entwickeln.

Auf der Grundlage der Erkenntnisse der Resilienzforschung lassen sich sogenannte Schutzfaktoren benennen, d. h. Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kinder auch unter schwierigen Sozialisationsbedingungen eine vergleichsweise gute Entwicklung nehmen.

Solche Schutzfaktoren sind:

Als wichtigster Schutzfaktor für die Kindesentwicklung gilt eine gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson. Kinder mit solch einer Beziehung entwickeln nach bisherigen Erkenntnissen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein besonderes Bindungsmuster, nämlich eine sogenannte sichere Bindung.

Eine sichere Bindung wiederum geht nach bisherigen Erkenntnissen einher mit einer eher positiven Weltsicht und einem Vertrauen in andere Menschen und eigene Fähigkeiten.

Als weitere Schutzfaktoren auf der sozialen Ebene gelten:

  • Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (z. B. Verein, Kirche)

  • soziale Unterstützungssysteme (nachbarschaftliche Kontakte, Elternkontakte in der Kita)

Zu den Schutzfaktoren auf der familiären Ebene zählen nach bisherigen Erkenntnissen:

  • Entlastung der Mutter (vor allem bei Alleinerziehenden)

  • Großfamilie bzw. kompensatorische Elternbeziehungen

  • geringe Gesamtbelastung der Familie

Schutzfaktoren auf der Elternebene sind etwa:

  • ausgeprägte Interessen

  • stabile Wertorientierungen

Dazu gehören unter anderem:

  • mindestens durchschnittliche Intelligenz

  • kontaktfreudiges Temperament

Die Schutzfaktoren sind gleichsam wertvolle Anhaltspunkte für Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung von Kindern in unterschiedlichen Lebenslagen.

Es mag oft nicht möglich sein, die riskanten Lebensumstände von Kindern und Familien maßgeblich zu verändern. Jedoch können Fachkräfte deren negativen Auswirkungen entgegenwirken, indem sie den Fokus darauf richten, mehr Schutzfaktoren in das Leben der betreffenden Kinder zu integrieren.